Konferenz 2019 der Eltern-Organisation TERGO

Eine Reise nach Kiew zur Eltern-Konferenz TERGO

Am 28. und 29. September fand in Kiew die dritte internationale Konferenz der Elterninitiative TERGO statt. Thema der Konferenz war die Bekämpfung von Mobbing und Gewalt gegen LGBT-Kinder.

An der Konferenz nahmen Vertreter_innen aus 14 Ländern teil: der Ukraine, Weißrussland, der Republik Moldau, Russland, Georgien, Armenien, Litauen, Lettland, Deutschland, Schweden, den USA, Großbritannien, Kanada und China. Die Konferenz brachte Lehrer_innen, Psycholog_innen, Sozialarbeiter_innen, Vertreter_innen internationaler Organisationen, Botschaften, Expert_innen und Wissenschaftler_innen zusammen.

Das Aufklärungsprojekt München wurde von TERGO zur Konferenz sowie einem Workshop nach Kiew eingeladen.

Unser Teamer Daniel hat für das Aufklärungsprojekt die Reise nach Kiew angetreten:

Kiew ist von München aus sehr gut mit dem Flugzeug erreichbar. Nach meinem regulären Arbeitstag bin ich direkt mit dem Flugzeug nach Kiew geflogen. Am Flughafen wurde ich von einem freundlichen Fahrer in Empfang genommen, der mich durch die Dunkelheit der angebrochenen Nacht in das Hotel der Konferenz gebracht hat. Das Hotel war ein großer Komplex mit vielen Zimmern und guter Anbindung an die U-Bahn in die Stadt.

Am darauf folgenden Tag war ich mit Maryna Shevtsova von der Elterninitiative TERGO zum Mittagessen verabredet. Dort lernte ich die ersten Teilnehmer_innen des Workshoptages kennen. Das Essen in der Ukraine besteht aus vielen für mich bis dahin unbekannten, aber sehr leckeren Speisen. Häufig beginnt ein Essen mit Borschtsch, einer schmackhaften Gemüsesuppe mit Roter Bete und anderen Zutaten.

Nach dem Mittagessen durfte ich in einem Workshop zum Thema Toleranz und Akzeptanz an Schulen mit ca. 20 Lehrer_innen aus der gesamten Ukraine arbeiten. Nach einem kurzen Überblick über unsere Arbeit ging es im praktischen Teil um Methoden und deren mögliche Wirkung. Bei einer Methode mit dem Namen 2-Seiten-Spiel wurden den Lehrer_innen einige Fragen gestellt, welche diese mit Ja oder Nein beantworten sollten. Besonders interessant war die Frage, wer mit der linken Hand schreibt. Dies wurde nur von zwei Teilnehmer_innen mit Ja beantwortet. In der anschließenden Diskussion wurden Verhältnisse von Mehr- und Minderheiten besprochen.

In der zweiten Methode erhielten die Lehrer_innen kurze Texte als Fallbeispiele, welche diese in der Gruppe diskutierten, um Handlungsempfehlungen für die beschriebene Situation zu erstellen. Wie auch in Deutschland wurden einige der Fallbeispiele, wie Ausgrenzung an Schulen, als realistisch für die Situation an Schulen in der Ukraine betrachtet.

Mir hat der Workshop sehr gut gefallen, da die Lehrer_innen interessiert und konzentriert die Fragestellungen mitdiskutierten und eigene Erfahrung mit in die Runde brachten. Dank der simultanen Übersetzung konnten sprachliche Barrieren weitgehend überwunden werden. Es war außerdem spannend für mich, eine neue Sicht auf die Situation in der Ukraine zu bekommen, die ich vorher nicht kannte.

Am späten Nachmittag bin ich mit der U-Bahn in die Stadt gefahren, um diese kennen zu lernen. Die Kiewer Metro ist bereits sehenswert mit ihren in über 100 Meter Tiefe liegenden Stationen und langen Rolltreppen. Viele Stationen sind schmuckreich dekoriert in sowjetischem Klassizismus. An der Hauptstraße Khreshchatyk säumen sich repräsentative Bauten und Majdan Nesaleschnosti, der Platz der Unabhängigkeit. Entlang von Cafés an den Straßen führte mich mein Weg zur Sofia Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert. Vorbei an der blauen auf einem Hügel gelegenen St Andrew’s Church ging es bergab nach Podil, eines der ältesten Stadtviertel, zum Abendessen.

Der Tag der Konferenz begann mit den Willkommensreden, unter anderem von der Geschäftsführerin Olena Hloba von der Elterninitiative TERGO.  Über den Tag verteilt wurden einige Reden gehalten, unter anderem von dem Botschafter von Kanada und dem Ombudsmann für Bildung aus der Ukraine. Durch die sehr unterschiedlichen und thematisch vielfältigen Beiträge habe ich den Vormittag als sehr lebhaft wahrgenommen und konnte verschiedene Eindrücke sammeln. Am Nachmittag durfte ich das Aufklärungsprojekt München im Rahmen einer Podiumsdiskussion vorstellen. Nach einer kurzen Präsentation zu unserer Arbeit und Vorgehensweise wurden interessierte Fragen zu unseren Abläufen und Hintergründen gestellt.

Den Abschluss der Konferenz bildeten am Sonntag die persönlichen Hintergründe einiger Eltern von TERGO, die das Publikum und mich sehr bewegten. Für mich waren diese Erzählungen sehr motivierend für die Arbeit an Schulen. Die Kraft, die von dieser Veranstaltung aus ging, kann hoffentlich dazu beitragen die Situation von LGBTQ Kindern in der ukrainischen Gesellschaft zu verbessern. Ich habe mich in der gesamten Zeit sowohl bei der Konferenz als auch in Kiew sehr wohl und sicher gefühlt. Kiew ist eine schöne Stadt mit vielen Elementen aus der Vergangenheit und freundlichen Menschen, so dass diese Reise für mich eine tolle Erfahrung war.“

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