Coming-Out
Geschichten
„Wann hast du das erste Mal gemerkt, dass bei dir etwas anders ist?“ „Wie haben die Eltern reagiert?“ “ Hast du schon mal eine schlechte Erfahrung bzgl. deiner Geschlechtsidentität oder deiner sexuellen Orientierung gemacht?“
Jede*r in der LGBTIQ*-Community kennt solche Fragen. In dieser Audioreihe erzählen unsere Teamer*innen des Aufklärungsprojekts München e.V. von ihrem persönlichen Coming-Out. Dabei geben sie auch Tipps, welche Reaktionen sie sich von ihrem Umfeld wünschen. Die Chance mehr über die Geschichten der Teamer*innen zu erfahren und eigene Fragen zu stellen bietet sich in unseren Bildungsveranstaltungen.
#1 er, cis, schwul, queer
Ich bin der Daniel und bin beim Aufklärungsprojekt München, weil es mir wichtig ist, Vorurteile abzubauen und Akzeptanz zu fördern, da ich denke, dass Vielfalt ein Zugewinn ist. Meine geschlechtliche Identität ist cis männlich, meine sexuelle Orientierung schwul/queer. Mit 20 ist mir klar geworden wer ich bin, auch wenn es dafür schon vorher Anzeichen gab. Auch mein Umfeld hat Zeit gebraucht, mittlerweile bin ich sehr glücklich mit meiner Familie und meinen Freund*innen. Auf dem Oktoberfest habe ich einmal einen hübschen Mann kennengelernt, der mich geküsst hat. Wir wurden mit Sprüchen beleidigt, was mich verletzt hat, da es für mich ein schöner Moment war. Ich wünsche mir für mich und andere offen leben zu können, jede*r kann zur Zielscheibe von Diskriminierung werden. Liebe ist stärker als Hass.
#3 sie, cis, lesbisch
Ich bin beim Aufklärungsprojekt München, weil es mir wichtig ist an Schulen Repräsentation und Sichtbarkeit für LSBTIQ* Menschen zu schaffen. Als lesbische cis Frau hätte es mir selbst sehr geholfen, als Jugendliche mal einer anderen queeren Person Fragen stellen zu können oder einfach ein positives Vorbild zu haben. Für mein eigenes inneres Coming Out war der Austausch mit anderen Menschen aus der Community Auslöser mich mit meiner eigenen sexuellen Orientierung auseinanderzusetzen und in mich rein zuhorchen was für mich ein authentischer Lebensentwurf ist und ich hoffe dies auch den Jugendlichen mitgeben zu können.
In den Workshops merke ich immer wieder, dass oftmals keine offene Ablehnung von Seiten der Schüler*innen zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt besteht, sondern dass die immer noch vorhandenen Vorurteile und Stereotype vielmehr auf Unwissenheit beruhen. Diskriminierung kann also entgegengewirkt werden, indem queere Lebensweisen und Vielfalt gezeigt wird und gesellschaftliche Normen benannt werden.
#5 er, cis, schwul
er, cis und schwul – ja das bin ich. Als Jugendlicher hätte ich mich niemals getraut, mich selbst so zu bezeichnen – gschweige denn wirklich gewusst, was cis eigentlich bedeutet. Aufgewachsen bin ich auf einem bayrischen Dorf. Und wie es dort so ist, ist schwul eher ein Wort für was Abwertendes oder Schlechtes. Das war auch der Grund, warum ich mich mit meiner eigenen Homosexualität erst Jahre später auseinandergesetzt habe. Als ich mit outete, war ich aber dann doch sehr überrascht, wie leicht mein Umfeld darauf reagiert hat. Eine angenehme Reaktion von Freunden war für mich, dass sie zwar gefragt haben, wie es mir nun damit geht, aber die Tatsache, dass ich schwul bin, für sie nicht wichtig war.
Ich weiß aber auch, dass das bei vielen nicht so leicht war. Und um das nachhaltig zu ändern, ist für mich queere Bildung essentiell. Positive Rollenbilder und Aufklärung zu LGBTIQ*-Lebensweisen sind für mich Wegbereiter für mehr Akzeptanz und Toleranz in der Gesellschaft. Und darum bin ich beim Aufklärungsprojekt München.
#2 er, trans, schwul
Hallo, ich bin der Jonas. Mein Pronomen ist er. Ich bin ein Transmann und ich bin schwul. Ich hab schon früh gemerkt, dass ich anders bin, aber konnte es nicht wirklich benennen. Hatte also kein Wort wirklich irgendwie dafür. Von daher hat es 35 Jahre lang gedauert, bevor ich endlich wusste, was los war und bis ich dann endlich den Mut hatte, mich zu outen. Es war für mein direktes Umfeld auch völlig ok. Ich hab – Gott sei Dank – keine Diskriminierungserfahrungen machen müssen. Warum gehe ich jetzt trotzdem in die Schule und berichte über das Thema? Ganz einfach, weil ich es wichtig finde, in der Schule darüber zu informieren, dass es trans gibt. Zum einen zeigt man dann, dass man nicht mehr allein ist und dass man nicht komisch ist, weil das ist das Gefühl, was viele junge Transleute haben. Viele denken, sie sind alleine, sie sind komisch, sie werden nicht verstanden. Und so können wir aber zeigen: nein das Thema gibts, du bist nicht alleine. Und vor allen Dingen: es gibt Anlaufstellen, wo du dich hinwenden kannst, wo du Hilfe, wo du Unterstützung kriegst. Und das finde ich einfach total wichtig und darum gehe ich gerne und nach wie vor weiter in Schulen und berichte darüber.
#4 er, cis, schwul
Servus miteinander. Ich bin Robert. Ein 69 Jahre alter schwuler cis-Mann. Ich bin verheiratet, lebe getrennt von meiner Frau und habe zwei erwachsene Söhne. Mein Outing war erst 2007 mit 55 Jahren. Wobei ich schon mit 16 Jahren ahnte, dass ich anders als die anderen Jungs bin. Seit meiner Pensionierung 2016 als Schulleiter einer Mittelschule besuche ich mit Teamer*innen des Aufklärungsprojekts München ehrenamtlich Schulklassen.
Meine Hoffnung und mein Ziel ist es, dass ich dazu beitragen kann, dass mehr Akzeptanz und Toleranz gegenüber allen sexuellen Orientierungen und Identitäten in unserer Gesellschaft entsteht. Vor fast 14 Jahren habe ich mich nach langer Irrfahrt so angenommen wie ich bin und bin seitdem sehr sehr glücklich und zufrieden.
Über uns
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